Dienstag, 28. Juli 2009

Hobbythek

Meine Großinvestition für den Juli ist nun angekommen: der Plattenspieler. Für etwas mehr als 70 Piepen bekommt man bei Amazon bereits ein Gerät, das 33, 45 und 78 Umdrehungen bietet, ein eingebautes Radio aufweist und (als kleiner Clou) die gespielte Platte auf einen USB-Stick kopieren kann! Nach reifer Überlegung schlug ich zu und begab mich sogleich zur Schanze und wälzte die Vinylläden. Der Wühltisch tat es mir an, der Körperkontakt von muffenden Punks und dicken Frauen in Darm-Hose schreckte nicht ab und so gelang mir für Zehn Euro eine gelungene Jagd. Zwei Doppelalben mit den besten Partyhits der 60er (Humba-Humba-Tätärä, Bier her, Bier her oder ich fall' um, Schnaps, das war sein letztes Wort usw.), eine Zusammenstellung mit den Tophits irgendeines bestimmten Jahres (mit Ti Amo uvm.), der Soundtrack von The Graduate von Simon & Garfunkel, ein Album ungarischer Folklore, eines von einer interessanten E-Punk-Hamburger-Gesamtschule-Band namens Christian Kreuz und eine (ich denke) tschechische Compilation mit Blondie, Ten Years After Jethro Tull par exemple. Jetzt freue ich mich auf das Stöbern in anderen Läden und auf potentielle Geschenke zu jeder Gelegenheit ;)

Gurke der Woche!

Montag, 20. Juli 2009

Auf den Dächern Hamburgs

Es war nicht das erste Mal, dass ich mich aussperrte, doch mit Sicherheit das aufregenste...
Die tägliche Routine lief nach dem Schellen des Weckers ab. Zum Schluss eben noch das bisschen Marmelade auf Toast in den Mund geschoben und schnell los zum Dienst - fünf Minuten zu spät und so.
- "Klack!", "Moment... VERDAMMT!" -
Zusammenreißen und Richtung Arbeit, denn schließlich wird die Tür nicht wieder plötzlich aufspringen. In Gedanken die Möglichkeiten abwägen:
* Vermieter im Urlaub, Handynummer vorhanden.
* Nachbar unter mir noch da. Stellen wir trotzdem nochmal zurück...
* Schlüsseldienst... seeehr teuer.
* Woanders wohnen? Niemals! Bei wem denn und vor allem zwei Wochen lang!?
* Ach ja, ein Dachfenster steht offen.
Doch bevor ich mir etwas McGyverhaftes daraus zusammenbasteln konnte, riefen 60 hungrige Kindermünder und ein Haufen Hauswirtschaft nach mir.
In der Mittagspause - also gegen halb Vier - marschierte ich schnurstracks nach Hause und rief vergeblich den verreisten Piet, meinen Vermieter an. Aussichtslos. Dann eben bei den Nachbarn schellen, die können sicherlich irgendetwas machen, sagen, zumindest schief gucken... Frau Haarmeyer erwies sich als liebe gemütliche Dame mittleren Alters, die sich aufmerksam meinem Problem widmete, doch auf Anhieb keine Hilfe wusste. Es musste also Plan X her, den ich bereits zwischen Spülmaschine und Müllbeutel entwickelte, aber lediglich für den Ernstfall aufgehoben habe - und tatsächlich war dies einer. Zurück in der Kita, fragte ich nach der ausführlichen Schilderungen meiner gurkigen Situation, den Papa der Nachbarskinder nach einer längeren Leiter und sah den ersten Schimmer Hoffnung, als er mit einem leichten Schmunzeln auf die Rückwand seines Gartenschuppens verwies. Hier hilft man sich eben!
Nach Feierabend brach ich also in den Nachbarsgarten ein und borgte mir eine antike Dreimeterleiter aus Holz, Pilzen und Spinnweben, bevor ich nochmals freundlich bei Frau Haarmeyer schellte. Nach kompliziertem Hinaufzirkeln durch das Treppenhaus und die Wohnung, standen wir schlussendlich auf ihrem Balkon, schoben den Strandkorb zur Seite und setzten die Leiter an die Regenrinne. Gut, dass ich keine Höhenangst habe... *räusper*
Dachziegel liegen gar nicht so fest wie man vielleicht denkt. Das Hochklettern war schwierig, denn ständig hatte ich das Gefühl abzurutschen und in den sicheren Tod 10 Meter unter mir zu stürzen. Dann saß ich auch schon auf dem oberen Dachfirst. Bloß keinen Blick gen Boden wagen, tief durchschnaufen, Schweiß wegwischen und weiterkraxeln - die Gesellschaft der Pilze hier oben war mir dann doch etwas zu anspruchslos. Nun hieß es absteigen... das Fenster stand zum Glück wirklich offen, sonst wäre ich womöglich wahnsinnig geworden. Vorsichtig am Rahmen abstützen und schon landenten meine Schuhe auf dem Schreibtisch mit Karl dem Kaktus - geschafft! Mit zwei Sätzen hechtete ich zur Tür und meinem Schlüssel, öffnete sie und grinste Frau Haarmeyer entgegen.
Und die Moral von der Geschicht': Vergiss deine Haustürschlüssel nicht (nochmal)!

Dienstag, 14. Juli 2009

Im Park

Man stelle sich folgendes Szenario vor:
Auf dem Weg stehend, fällt vor einem die Wiese ab und mündet in einen klaren Badesee. Hinter diesem befindet sich noch ein abgesperrtes Naturbad, aber das interessiert niemanden, denn schließlich schwimmen die meisten im öffentlichen Wasser - ist ja schließlich für umme und so - während zwischen den plantschenden Jugendlichen Gondole die Romantik und Ruderboote den nötigen Sport in das Bild hineinmalen. So weit, so gut.
Dreht sich der Betrachter um, vergisst er das vorherige Bild und wird ohne Worte und einem subtilen Kribbeln im Rückenmark die Essenz der Schönheit erfahren. Eine Wiese, die Fläche beträgt circa die Hälfte der Duisburger Regattabahn, erstreckt sich entlang alter hoher Parkbäume bis hin zum Hamburger Planetarium, das schön wie eine Gedächtniskapelle zwischen dem hintersten Grün thront und der Zeichnung eine gewisse Symmetrie gibt.
Allein dieser Anblick verschlug mir wahrhaft den Atem, denn anders als bei großen Sehenswürdigkeiten wie der Tour Eiffel oder einem leeren Fußballstadion, beeindruckt hier keine Pömposität in Form von Gigantismus der Konstruktion, sondern lediglich die unbekannte Möglichkeit der Weite, die man als Städter leider selten erfahren kann.
Gestern verschwand ich schnell wieder, verarbeitete die Eindrücke und legte mich schlafen. Doch heute zog mich die Magie, die Neugierde und das gute Wetter erneut zu diesem Ort, der sogleich sein sommerliches Gesicht zeigte: Wiese = voll - Hamburg schafft das. Menschen aller Generationen liegen, sitzen und rennen über die Rasenfläche, die meisten unterhalten sich, viele grillen mit ihren Freunden, einige spielen Fußball, lassen Drachen steigen oder werfen sich Bälle zu. Es glich einem Strand an der Côte d'Azur, doch hier lag kein Sand... Als ich zwischen den Sitzgruppen hindurchschlenderte, bemerkte ich die markanten Züge einer Festivalgesellschaft, denn überall standen Kästen voller Bier, Grillvorrichtungen auf denen große Wacken-Sticker klebten und Musikanlagen mit Songs zwischen Goa, Metal und Katy Perry... Würstchen lagen auf dem Boden und Müllkontainer rauchten ab und an - einfach herrlich!
Wie wohl die Sommerabende in Duisburg aussehen würden, wenn der Stadt auch nur ein ähnlicher Ansatz an Grünfläche in Wasser- und Zentrumsnähe vorhanden wäre...

Sonntag, 12. Juli 2009

wieder daheim (oder bei Ikea?)


Ein fantastisches Wochenende liegt hinter mir - Protagonisten waren Paula, Duisburg, Pulp und Simons Grillparty. Das erste Mal wieder "zurück" zu sein, nachdem gerade erst einmal anderthalb Wochen seit dem Umzug vergangen sind trägt trotzdem einen gewissen Nachgeschmack mit sich herum. Alles scheint einem so vertraut, als ob man niemals auch nur einen Augenblick gefehlt hätte, doch fühle ich mich jetzt schon nicht mehr als Teil des Ganzen. Das Leben geht auch ohne einen weiter und somit schließt sich der Kreis wieder und die von mir geschaffene Lücke verschwindet ebenso schnell wie sie entstand. Plötzlich werde ich gefragt wie es denn so sei in Hamburg und ob und wann Besuchszeit wäre - spielt Pauli nicht bald gegen Meiderich? - und da erwache ich aus der Illusion noch hier zu Hause zu sein und sortiere schnell wieder meine Gedanken und Erfahrungen der letzten Woche, denn für meine Heimat bin ich nun ein Stück Fremde, auch wenn ein sehr willkommendes...
Das Pulp präsentierte mir wieder einmal die Schokoladenseit Duisburgs, ein unapetitliches Gemisch aus entfremdeten Subkulturen und Hahnenkämpfen zwischen berunkenen Hochfeldern. Ich dachte, dass ich es vermissen würde, doch die Wahrheit ist: Pustekuchen! Die Menschen sind der einzige Anker hier im Hafen, vor allem Familie und Freunde, besonders jene, die man liebt.
Die Ankunft in Hamburg hat mir ein beruhigendes Gefühl gegeben: endlich zu Hause! Auf mich wartete bereits ein Schrank voller Leckereien, Wäsche und genügend Arbeit. Erst den Schreibtisch zusammenbasteln und anschließend die Korrespondenz erledigen. Mittlerweile sind 99% meiner Wohnung von Ikea, der Rest besteht aus mir.
Doch nun lasse ich Vernunft walten und verneige mich vor der Uhr, denn morgen heißt es wieder arbeiten... juhu...
Stay fresh

Sonntag, 5. Juli 2009

...und abends?

Zuerst war mir ein wenig bammel... man kennt ja die Geschichten von Hamburgs "Vergnügungsviertel" St. Pauli. Mein Plan war ganz einfach: So viel wie möglich sehen und erleben. Zu Hause packte ich ein Astra ein und los ging die Reise in die Schanze.
Ein Strom aus Menschen spülte mich auf die belebten Straßen und ehe ich mich halbwegs orientiert hatte, realisierte ich, dass vor mir die Rote Flora war und auf der Straße vor ihr tausende Menschen samt Bier in der Hand - ein fulminanter Anblick. Überall das Gefühl einer einzigen Party, vereinzelt durch Blaulicht gestört, doch insgesamt verzaubernd.
Doch meine Pilgerfahrt führte mich weiter und direkt in die Höhle des Löwen: den Kiez. Das erste Geräusch auf der Reeperbahn war die Schlagermusik aus dem "Ballamann", begleitet durch Gegröle und dem freudigen Kreischen einiger Blondinen. Die Kulisse änderte sich schnell und Tabledancebars + Techno lösten das Malle-Feeling ab. Mittlerweile war die Leuchtreklame wirklich penetrant und nachdem ich mit erschrecken feststellte, dass in dem Mäcces ein Chickenburger unglaubliche 1,49€ kostete, beschloss ich prompt über den Spielbudenlpatz die Straßenseite zu Wechseln. Natürlich Esso besucht und am Molotow das Programm abgeholt, doch verging mir langsam die Laune, denn für all dies hatte ich nicht den richtigen Pegel...
Zum Ausklang fuhr ich zu den Landungsbrücken und genoss die Lichter, die Schiffe und das Wasser. Fast wie Vater Rhein, nur mit mehr Mücken. Dennoch ideal für einen entspannten Abend.
An dieser Stelle gilt ein besonderes Lob dem HVV, der trotz grauenhaftem Streckennetz und unübersichtlicher Tarifpolitik einen sehr zufriedenstellenden Nachtfahrplan besitzt. Ich freue mich in der nächsten Zeit mehr zu sehen.

Freitag, 3. Juli 2009

Spocht


Bramfeld ist mein neuer Verein. Direkt nach dem ersten Arbeitstag benötigte ich dringend eine Zuflucht im Sport und fand sie genau dort: beim BSV-Judo! Eine kleine gemütliche Halle mit riesigen Fenstern bot eine prima Atmosphäre für mein erstes Training. Ein paar freundliche Worte, ein fröhliches Fußballspiel zum Aufwärmen und ein bunter Haufen gut gelaunter Judoka gestalteten den Abend überraschend bunt und spaßig. Nach den letzten Randoris und dem Mattenabbau noch ein Bier und 'ne Dusche, bevor sich alle lächelnd verabschieden. Solche Herzlichkeit vermisst man anderswo...
Übrigens: Den Abteilungsleiter nennt man hier "Spartenleiter" (jawoll!) und trägt Latzhose. Nach einem kurzen Plausch war klar, dass ich mit offenen Armen im Verein aufgenommen werde. Gleichzeitig darf ich direkt nach der Sommerpause meine 66kg in der Hamburgliga einsetzen und so neue Gesichter kennenlernen - ich freu' mich drauf!

Donnerstag, 2. Juli 2009

Aufgestanden





Slide Away im iPig und gut geduscht ging es sofort am Tag nach gestern an's Eingemachte. Kindergarten bezeichnet es treffend: lauter kleiner Spaßvögel au engsten Raum + einen Haufen amüsierter Erzieher und uns, dem Küchenteam. Meine Kollegin heißt Natalie, kommt aus Russland und geht alles ebenso locker an wie ich es erwartete. Putzen, spülen, trocknen und Essen vorbereiten sind stumpf, aber machbar, der erste Tag verlief nur leider äußerst schleppend...
Back Home erwartete mich erst einmal der Haushalt. Mein Vormieter hatte anscheinend nie Erfahrungen Essigreiniger gesammelt, denn das Bad fühlte sich vor meiner Aktion ziemlich rau an. Die Wände sind behangen mit Bildern der letzten Jahre. Jetzt geht es nun aber erst zum Judo - jaja, direkt das volle Programm...

Tag 1 vom Rest meines Lebens


Drei Kartons, zwei Reisetaschen, eine Sporttasche, zwei Beutel, einen Rucksack, ein Kissen, Stadtplan von Hamburg und eine Schreibmaschine ins Auto geschmissen und ab ging's gen Norden. Solche Fahrten sind immer langweilig, vor allem alleine und trotz der Spannung des Unbekannten. Elbtunnel Stau und leider auch nicht an den Landungsbrücken raus, denn Fuhlsbüttel liegt bekanntlich noch ein Stück weiter und Sightseeing ist eh etwas für Touristen - möchte man ja nicht sein. "Hallo, ich bin übrigens Piet", versicherte mir der Vermieter, ein ruhiger Geselle in den 30ern, "das W-Lan-Passwort ist übrigens 'USSEnterpriseNCC1701'" - ausgezeichnet, ein Trekki als Commander im Haus.
Schnell mal die Lage gecheckt, Aldi, Penny, Netto und alles erdenklich nötige in direkter Umgebung, einkaufen nicht vergessen und schon war der erste Tag fast vorüber; das Essen war gemacht, die Kartons ausgeladen und mein Körper ziemlich müde - gute Nacht.